"Rhein-Zeitung"

"Das Reichweitenmodell wird zusammenbrechen"

Das Verlagsgebäude der Rhein-Zeitung
Rhein-Zeitung
Das Verlagsgebäude der Rhein-Zeitung
Koblenz ist einer dieser Orte, in denen die Uhren anders ticken - dank der "Rhein-Zeitung". Zwischen Wein und Kultur krempelt der Verlag in branchenuntypischer Konsequenz den Online-Journalismus um und wendet sich mit einem breiten Bezahlmodell gegen den Reichweitenkampf im Netz. Im Interview mit HORIZONT sprechen Chefredakteur Christian Lindner und Digitalchef Marcus Schwarze über mutige Versuche und Irrtümer.
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Christian Lindner über das Paygate der "Rhein-Zeitung":

Konsequente Koblenzer: Chefredakteur Christian Lindner (r.) und Digitalchef Marcus Schwarze
Rhein-Zeitung
Konsequente Koblenzer: Chefredakteur Christian Lindner (r.) und Digitalchef Marcus Schwarze
"Natürlich registrieren wir einen Rückgang der Reichweite, aber der ist verkraftbar und wirkt nur so dramatisch, weil Klicks und Visits 20 Jahre lang die einzigen Erfolgsparameter für digitales Publizieren waren. Die damit verbundenen Anzeigenumsätze wurden schöngerechnet und sind nie wirklich in Relation gesetzt worden zu dem, was eigentlich verschenkt wurde. Dabei geht es letztlich nur darum, unseren Content nicht nur in Print und im E-Paper, sondern auch auf unserer Website zu verkaufen."

Markus Schwarze über Nutzerdaten:

"Im Fokus stehen die registrierten zahlenden Kunden, nicht ihre Daten. Wir haben erstmals die Chance, unsere Stammkundschaft im Netz wiederzuerkennen, nicht nur digitale Flaneure zu beobachten."

Christian Lindner über die Tageszeitung:

"Wir haben in Print investiert und tun das nach wie vor. Wir haben vor zwei Jahren 42 Millionen Euro in den Bau eines hochmodernen Druckhauses gesteckt, den Umfang der Tageszeitung erhöht und die Redaktion personell verstärkt. Das alles ging einher mit einer Inhalteoffensive: Neben einer "Grundversorgung" wollen wir auch Relevanz und Exzellenz leisten. Dabei scheint es so, als würden wir vieles richtig machen: Unsere Auflage entwickelt sich relativ stabil. Und unsere Lesermarkt-Kollegen berichten, seitdem wir unsere Inhalte im Netz nicht mehr verschenken, verwandeln wir auch in Print deutlich leichter Probe- in Vollabos."

...und über die Kollegen:

"Viele Verlage halten sich bei der Einführung von Paid Content zurück, weil sie seit 20 Jahren Reichweite allein für das Goldene Kalb im Digitalen halten. Aber dieses Modell wird zusammenbrechen: Auch bei uns verlagert sich die digitale Nutzung aufs Smartphone, jeder fünfte User nutzt Adblocker, Tendenz steigend. Wenn wir uns es selbst nicht zutrauen, unsere Inhalte im Netz verkaufen zu können, dann ist das eine Kapitulation. Und es ist schlicht ein Irrtum, zu glauben, dass es unserer Audience verborgen bleibt, dass wir auf der einen Seite unseren Content hochpreisig verkaufen und ihn auf der anderen Seite teilweise nicht nur früher ausliefern, sondern auch noch verschenken. Ein solches Handeln wird uns auf Dauer nicht als seriöse Kaufleute erscheinen lassen." kl
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